Donnerstag, 22. November 2012

Essen ist fertig! (2012 - Samstag)

Heute geht es um...

Samstag

... und damit gibt es hier auch schon nun endlich den letzten Bericht zur diesjährigen Spielemesse, denn am Sonntag haben wir es in Ermangelung eines fahrbaren Untersatzes leider nicht nach Essen geschafft bzw. wollten auch nicht noch einmal etwa 20 € pro Person für alternative Anreisemöglichkeiten ausgeben.

Am Samstag hat mich nicht Annika auf die Messe begleitet, sondern mein alter Schulfreund Serafim. Dieser spielt zwar seit nun fast 1 1/2 Jahren nahezu wöchentlich bei mir mit, hat aber sonst mit Brettspielen nichts zu tun. Soll heißen: Er kennt - außer den Spielen, die ich ihm zeige - quasi nix und besitzt auch keine eigenen Brettspiele (außer einem Spiel mit Lukas: Torjäger, aber da reden wir lieber nicht weiter drüber...). Genau wie Annika am Donnerstag stand nun am Samstag also auch Serafim's Essen-Entjungferung an. Er hatte so gut wie keine Vorstellung davon, worauf er sich eingelassen hat. Den Witz mit der kleinen Turnhalle (so meine Beschreibung der Räumlichkeiten) hat er mir hoffentlich mittlerweile verziehen. Anders als bei Annika machte ich mir bei Serafim aber trotzdem keine Sorgen, ihn mit den Messeeindrücken zu erschlagen, denn wenn er eins kann (und er kann sonst nicht viel), dann ist es, neue Spiele sehr schnell zu verstehen (wohlgemerkt "schnell verstehen", das "schnelle Spielen" wurde ihm leider nicht mit in die Wiege gelegt). Ohne großes Vorspiel ging es daher direkt zur Sache, wir waren keine zwei Minuten in den Messehallen, als wir am ersten Spieletisch Platz nahmen.

Courtier
Eines der Spiele aus AEG's neuer "Tempest"-Familie. Wir befinden uns direkt im Zentrum der Macht: Einer voll angesagten Party der Königin. Dort versuchen wir, die verschiedenen Personen des Hofes durch Ausspielen von Einfluss- und Machtkarten für uns zu gewinnen (soll heißen: mit möglichst vielen eigenen Einfluss-Kuben zu füllen). Wenn Personen komplett mit Kuben gefüllt sind, können sie von dem Spieler, der dort jeweils die Mehrheit an Kuben besitzt, dazu benutzt werden, Petitionen zu erfüllen, was Punkte bringt. Zudem ist jede Person noch einer von acht Sparten zugeteilt - etwa der Kirche, dem Senat, der Königsfamilie und so weiter - und wer in einer solchen Sparte insgesamt die meisten Kuben platziert hat, erhält eine Sparten-Spezialfähigkeit. An der wird er aber vermutlich nicht lange Freude haben, denn die Mehrheitsverhältnisse ändern sich ständig. Kuben werden vertauscht, überbaut oder nach dem Erfüllen von Petitionen wieder abgeräumt. Und dann verteilt auch noch die Königin nach jeder erfüllten Petition willkürlich neutrale Kuben auf dem Spielplan, bis sie irgendwann wegen ihrer Intrigen verhaftet wird (das kennen wir doch irgendwoher...), womit das Spiel endet. Courtier hat sich beim ersten Mal etwas chaotisch angefühlt. Und mühselig, da man eigentlich nach jeder Aktion alle Mehrheitsverhältnisse überprüfen muss. Interessant wars aber irgendwie trotzdem.

Love Letter
Unmittelbar nach dem Spielende von Courtier fragte uns der Standhelfer, ob wir nicht noch Love Letter - ein weiteres "Tempest"-Spiel - ausprobieren wollten. "Ist in zwei Minuten erklärt und in einer Minute gespielt". Äh, okay. Wir ließen uns drauf ein und sollten es nicht bereuen. Ein ultraflottes und minimalistisches Kartenspiel (nur 16 Karten!), in dem es darum geht, die anderen Mitspieler zu eliminieren. Erscheint zunächst kompett chaotisch (und ist es zum Teil auch tatsächlich), doch es steckt auch eine ordentliche Portion Bluff und Schauspiel dahinter. Genial! (Rezension folgt bald).

Smash Up
Hatte ich ja am Freitag schon mit Annika in der Pegasus-Version ausprobiert. Das Spiel hatte mir eigentlich gefallen, die Umsetzung von Pegasus aber leider überhaupt nicht. Da wir uns nun grade eh bei AEG befanden, von denen die englischsprachige Version des Spiels verlegt wird, und da zufällig ein Tisch mit Smash Up frei war, habe ichs mit Serafim einfach nochmal gespielt. Diese zweite Partie fühlte sich dann - zumindest für mich - auch schon ein bisschen weniger chaotisch an. Und das Spielmaterial ist in der AEG-Version wirklich schöner: Keine blöden dicken weißen Umrandungen der Karten und keine Mini-Box, sondern eine schöne mittelgroße quadratische Box mit wirklich praktischem Sortier-Einsatz. Bei der kleinen Pegasus-Box kann man eigentlich vor jeder Partie erstmal alle Karten auseinander sortieren, bei der AEG-Box kann man dank des Einsatzes einfach zugreifen und loslegen... Achja, und die Cover-Grafik sieht auch 100 mal besser aus, als die von Pegasus. So!


Kosmonauts
Nach Smash Up konnten wir uns endlich vom AEG-Stand losreißen. Da ich Sera nun auch mal die tatsächlichen Dimensionen der Messe verdeutlichen wollte ("kleine Turnhalle", haha), streunten wir erst einmal ein bisschen durch die unterschiedlichen Hallen, bis wir irgendwann in Halle 4 am Stand des portugiesischen Verlages MesaBoardGames landeten. Deren Essen-Neuheit, Kosmonauts, hatte ich zuvor wegen das Retro-Sci-Fi-Themas ganz grob auf dem Schirm gehabt, mich im Vorfeld aber nicht weiter mit dem Spiel beschäftigt. In Kosmonauts wetteifern wir darum, die Planeten unseres Sonnensystems und den Halleschen Kometen zu bereisen. Unser Sonnensystem besteht dabei, wie könnte es anders sein, aus vielen kleinen Hex-Feldern, und in Zentrum ist natürlich ... na?... genau!...Die Sonne! Drum herum kreisen die anderen Himmelskörper auf vorgegebenen Bahnen, und diese müssen wir nun, von der Erde aus beginnend, mit unseren Raumschiffen ansteuern. Dazu legen wir die Bewegung unseres Schiffes mit Antriebswürfeln fest, welche wir auf die sechs möglichen Richtungen verteilen. Aber Achtung, wir sind im Weltraum! Soll heißen: Einmal drei Felder nach links-oben und zwei nach oben angetrieben bedeutet, dass mein Schiff in den kommenden Zügen genau in selbe Richtung gleitet, es sei denn, ich benutze wiederum Antriebswürfel, um gegenzusteuern, oder lande auf einem Planeten.... Diesen Antriebsmechanismus fand ich eigentlich ganz clever. Leider hat mir das Spiel ansonsten nicht wirklich gut gefallen. Man könnte Züge ziemlich gut vorausplanen (Wann wird welcher Planet wo sein? Wie muss ich steuern, um dann und dann da zu sein?), wenn man nur Lust dazu hätte. Eine solche Lust kam bei mir beim Spielen leider nicht auf, aber bei intuitivem Drauslosspielen läuft man schnell Gefahr, chancenlos in die endlosen Weiten des Weltalls abzudriften, auch wegen der "Ereigniskarten", die dann doch wieder leichte Unplanbarkeit mit sich bringen... Leider nicht das was ich in Brettspielen suche.

Pick-a-Dog / Pick-a-Pig
Serafim ist jetzt nicht unbedingt ein Fan von hektischen Spielen. Deswegen musste ich ihm NATÜRLICH unseren Überraschungsfund vom Donnerstag zeigen. Die Partie hat ihm dann glaube ich auch Spaß gemacht, auch wenn er währenddessen mehrfach ausrief, wie sehr er das Spiel hasse (das ist meistens ein Indikator, dass ihm etwas gefällt). Pick-a-Dog/Pig war zwischenzeitlich übrigens ausverkauft, aber wir hattens ja schon :P



SolForge
Anschließend ging es mal wieder zu Gary Games. Nachdem es an den Tagen zuvor jeweils nur zu einem kurzen "Hallo, wie gehts?" gereicht hatte, ergab sich nun die Gelegenheit, SolForge, die Neuveröffentlichung vom Ascension-Team und Richard Garfield, anzuspielen. Das Spiel stand für mich aber direkt unter einem etwas negativen Vorzeichen, denn es ist ein Digital Card Game. Das bedeutet, dass es das Spiel überhaupt nicht in "Echt", sondern nur als App für alle möglichen Geräte gibt. Hm, ist das die Zukunft der Brettspiele? Hoffentlich nicht, aber das ist wohl ein Thema für sich... Ich wollte SolForge jedenfalls trotzdem nicht vorab verteufeln, sondern erst einmal ausprobieren, was dahintersteckt. Und ich muss sagen: Mein Testspiel hat mir gut gefallen. Ein recht leicht zugängliches Karten-Kampf-Spiel, in dem die Karten nach jedem Ausspielen hochgelevelt werden und somit beim nächsten Ausspielen stärker sind. In der Demo-Version gab es vorgefertigte Decks, in der fertigen Version wird dann auch Deckbau möglich sein. Interessant, und zumindest in der Grundversion wohl gratis spielbar. Neue Karten wird man (wenn ichs richtig verstanden habe) dann entweder beim Spielen gewinnen oder mittels einer InGame-Währung erwerben können, die man sich wiederum beim Spielen verdient oder für Bares dazu kaufen kann. Trotz meiner anfänglichen Bedenken interessant, ich bin gespannt, wie sich das Projekt entwickelt...

Septikon
Zwischenzeitlich war es auf der Messe mal wieder so richtig schön voll geworden, und aus diesem Grund flüchteten wir in die weniger stark frequentierte Halle 4. Dort wurden wir im Vorbeigehen auf Septikon aufmerksam, welches vom russischen Verleger auf der Messe mit unzähligen handgemachten Fimo-Figuren präsentiert wurde. Wirklich fantastisch. Ehe wir uns versahen, fanden wir uns dann auch schon in einer Probepartie wieder. Verleger Tim Bokarev hat sich dabei nicht lange mit Regelerläuterungen aufgehalten, sondern uns stattdessen Hals über Kopf ins Spiel geworfen und vorher noch schnell in charmant russisch akzentuiertem Englisch jeweils eine Strategie empfohlen ("For you I'd suggest Virus Strategie"). Äh, alles klar... Und dann gings auch schon los. Der übergroße Spielplan zeigt zwei gegenüberliegende Raumstationen mit etlichen Feldern, über welche die beiden Spieler jeweils ihre Klon-Figuren bewegen. Der Bewegungsmechanismus passt zum Retro-Sci-Fi-Thema, denn er ist so alt, dass er fast schon wieder cool ist: Es wird gewürfelt, die Augenzahl bestimmt die Zugweite einer Klon-Figur, und das Ziel-Feld bestimmt die Aktion. Derer gibt es etliche, beispielsweise zur Beschaffung von Sauerstoff, Bio-Masse, Uran, Metal, Raketen oder Elektrizität, zum Abfeuern von Lasern, Viren, Raketen oder Atombomben, zum Reparieren des Raumschiffes, zum Erschaffen neuer Klone, zum Teleportieren, zum Verbessern der Reichweite und und und... Puh. Das Spiel passt für mich in keine meiner üblichen Schubladen. Es ist chaotisch, unfair, unübersichtlich, zu lang (irgendwie kamen wir nicht zum Ende und haben daher irgendwann abgebrochen). Aber: Trotzdem auch irgendwie spaßig. Inwiefern man bei den würfelgesteuerten Bewegungen wirklich strategisch agieren kann, kann ich nach der Ad-Hock-Probepartie überhaupt noch nicht einschätzen. Ich behalte das Spiel daher mal grob im Auge (auf der Messe konnte man es eh noch nicht kaufen).

Handgemachte Fimo-Figuren für Septikon (Bild von Arnar Sigurdsson, BGG-User minus4)

Nach Septikon streunten wir noch ein bisschen rum, ich hab noch ein oder zwei Kleinigkeiten gekauft und dann hatten wir tatsächlich beide die Nase voll und so hieß es am Samstag schon um etwa 17:00 Uhr: Aufbruch.

Achja, gekauft habe ich am Samstag noch:

Courtier (17 €, siehe oben. Für den Preis hab ichs nach der Probekurz-Partie gerne mitgenommen)
Smash Up (20 €, siehe Vorbericht und oben. Wohlgemerkt in der AEG-Version, auch wenn die etwa 8 € teurer war als die hässliche Umsetzung von Pegasus.)
Love Letter (3 €, siehe oben. Für den Preis hätte ich eigentlich 20 Exemplare mitnehmen müssen, auch wenns ohne jede Verpackung verkauft wurde. Waren wohl die letzten Demo-Exemplare...)
Infinite City (3 € (!!!). Habe ich schon immer grob auf dem Merkzettel gehabt, bei dem Ramsch-Preis war's nun natürlich fällig)
Gauntlet of Fools (22 €, siehe Vorbericht und Freitags-Bericht. Wollt ich dann doch haben...)
Carpe Astra (5 €, Impuls-Kauf von der Heidelberger Resterampe)
Sumeria (5 €, Impuls-Kauf von der Heidelberger Resterampe)
Coney Island (10 €, Impuls-Kauf von der Heidelberger Resterampe)

und Serafim? Der hat auch ordentlich zugeschlagen:
Love Letter (3 €)

So. Jetzt bin ich aber auch froh, mit Messeberichten etc. endlich fertig zu sein und das Ganze zu den Akten legen zu können. Insgesamt war es aber wieder eine sehr schöne Zeit und ich freue mich schon wieder aufs nächstes Jahr... Ob ich dann wieder einen solchen Berg spiele kaufe... wer weiß?

Meine und Annika's Einkäufe von der Spiel '12

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