Mittwoch, 17. Oktober 2012

Vorschau SPIEL '12 (Teil 3)

Vom 18.10. bis 21.10.2012 finden die Internationalen Spieltage (kurz "Die Spiel") in Essen statt. Die Anzahl der dort präsentierten Neuheiten wächst mit jedem Jahr und ist, selbst für Brettspiel-Wahnsinnige wie mich, kaum mehr überschaubar. Auf Boardgamegeek gibt es zum Glück eine äußerst nützliche Preview-Liste, die ich derzeit durchforste, um mir einen groben Überblick zu verschaffen. Hier ein paar "Gedankenfetzen" zu Neuheiten, die mich persönlich interessieren (Teil 3):



Seasons, Régis Bonnessée, Libellud/Asmodee
Hab ich schon. Ich hatte auch schon an anderer Stelle etwas ausführlicher über Seasons berichtet, es soll daher hier nur der Vollständigkeit halber genannt werden. Einfach weil es so toll ist.

Vorschau: Dominiert seit Ende September - zusammen mit dem wieder entstaubten 7 Wonders - meinen Spieletisch. Wer's noch nicht kennt: Unbedingt ausprobieren!



Agricola: Mehr Ställe für das liebe Vieh, Uwe Rosenberg, Lookout Games
Die von mir heißgewünschte Erweiterung für Agricola: Die Bauern und das liebe Vieh. Das Grundspiel habe ich seit Mai diesen Jahres immerhin zehn Mal gespielt und wundere mich grade, dass es in meinem Blog noch keine Erwähnung fand. Das sei nun kurz nachgeholt: "Die Bauern und das liebe Vieh" ist ein Zwei-Spieler-Spin-Off von Rosenberg's Agricola, das sich auf den Tierzucht-Aspekt des Stammvaters fokussiert. Wie bei Agricola sammelt jeder Spieler durch Worker-Placement auf dem zentralen Spielbrett dort angehäufte Rohstoffe, unter deren Einsatz er auf seinem eigenen Hofplan Futtertröge, Ställe und Sondergebäude errichtet oder mit Zäunen Weiden abgrenzt. Zweck der Übung ist es, ausreichend Platz für "das liebe Vieh" (Schafe, Schweine, Kühe, Pferde) zu schaffen, dass ebenfalls vom zentralen Spielplan beschafft wird und sich zudem am Ende jeder Runde vermehrt. Nach nur acht Runden ist der Spaß vorbei und das Erreichte wird in Punkte umgerechnet. Agricola: Die Bauern und das liebe Vieh ist einfach und spielt sich schnell, ohne das Agricola-Feeling zu verlieren. Das Spiel hat mir also grundsätzlich gut gefallen, hatte jedoch einen einzigen Haken: Es war immer gleich. Keine Variabilität im Spielaufbau und keine Zufallselemente während des Spiels, und so fühlt sich dann schnell alles repetitiv an, auch wenn ich weit davon entfernt bin, eine "Siegstrategie" entdeckt zu haben... Trotzdem: Wenns doch nur mehr als die vier Sondergebäude gäbe...

Tadaaa. Mehr "Ställe für das liebe Vieh" mit 27 (!) neuen Sondergebäuden.

Vorschau: Auf der Spiel wohl für um die 8 €€ zu haben und somit eine günstige Möglichkeit, dem Spiel zu deutlich mehr Wiederspielreiz zu verhelfen. Wird gekauft!



Le Havre: Der Binnenhafen, Uwe Rosenberg, Lookout Games
Noch ein Zwei-Spieler-Spin-Off von Rosenberg, dieses mal als Abkömmling von Le Havre. Beide Spieler haben ein jeweils eigenes "Gitter" zur Rohstoffanzeige und ein eigenes Rondell, auf welchem sie ihre Gebäude errichten. In einem Zug kann ein Spieler entweder ein Gebäude aus der zentralen Auslage kaufen (meist gegen Rohstoffe) oder ein Gebäude aktivieren (auch das des Gegners, was allerdings 1 Geld kostet). Das Rondell zeigt hierbei an, wie oft ein Gebäude benutzt werden kann. Durch Drehen des Rondells über mehrere Runden kann sich ein Gebäude "aufladen", sodass es beispielsweise mit einer Aktion gleich vier mal genutzt werden kann. Allerdings sollte man nicht zu lange mit der Gebäudenutzung warten, sonst kommt einem entweder der Gegner zuvor oder es droht der Zwangsverkauf. Nach der Aktivierung ist ein Gebäude wieder "entladen", es kommt also wieder an die Stelle des Rondells mit dem Wert "0" (genauso wie alle Neubauten) und muss sich erst wieder neu aufladen. Aktivierungen von Gebäuden bringen Geld oder Rohstoffe (symbolisiert durch Pfeile, die vorgeben, wie der entsprechende Marker auf dem Rohstoff-Gitter zu versetzen ist), wer nach zwölf Runden der Reichste ist (Geld + Wert der Gebäude), hat gewonnen.

Vorschau: Das Spiel erinnert im ersten Moment wegen der Rondelle stark an Ora et Labora (dort wurde durch ein ähnlich funktionierendes zentrales Rondell der Rohstoff-Nachschub angezeigt). "Binnenhafen" ist wohl nicht so nahe an Le Havre, wie "das liebe Vieh" an Agricola, sondern eher ein Le Havre / Ora et Labora - Hybrid. Macht aber nichts. Ich bin gespannt und freue mich über mehr Liebe für Zwei-Spieler-Spiele durch Rosenberg und Lookout!



Antike Duellum, Mac Gerdts, PD-Verlag
Eine Zwei-Personen-Variante von Antike, die es bereits im Vorjahr unter dem Titel "Casus Belli" als Upgrade-Kit für selbiges gab und nun unter "Antike Duellum" als eigenständig spielbare Ausgabe erscheint. Die Spieler treten entweder als Römer und Karthager oder als Griechen und Perser gegeneinander an (beidseitig bedruckter Spielplan) und versuchen, die Gunst unterschiedlicher Personen zu erlangen. Hierzu gibt es unterschiedliche Wege, etwa den Bau einer ausreichenden Anzahl von Tempeln oder Städten oder die Entwicklung neuer Technologien. Wie bei Antike (und vielen anderen Spielen des Designers) steuern wir unsere Aktionen durch Weitersetzen unserers Aktionssteines auf dem Aktionsrondell. Dabei sind ein bis drei Schritte kostenlos, wer weiter ziehen will, muss draufzahlen. Die so bestimmte Aktion gibt beispielsweise Rohstoffe (je nach Anzahl entsprechender Städte) oder lässt uns Truppen - Die wir zum Bau von Städten und zur Eroberung feindlicher Städte brauchen - rekrutieren, einsetzen oder bewegen. Gewinner wird, wer als erster die Gunst von neun Personen erlangen kann.

Vorschau: Ich habe leider bislang kein Spiel von Mac Gerdts spielen können (obwohl Navegador und Hamburgum schön länger auf meiner Wunschliste stehen). Hoffentlich schaffe ich es dieses Jahr endlich, dies zu ändern. Die Lektüre der Regel von Antike Duellum hat bei mir zumindest Lust auf mehr geweckt.



Ginkgopolis, Xavier Georges, Pearl Games / Heidelberger Spieleverlag
Ginkgopolis ist ein im Jahre 2212 angesiedeltes Stadtbauspiel. Die Ressourcen der Erde sind zu dieser Zeit nahezu erschöpft, trotzdem brauchen wir mehr Wohnraum... Credo der Stunde daher: Nach oben bauen. Und das bitte zudem naturnah, denn das Gleichgewicht der Rohstoffe darf nicht gestört werden. Ein bisschen Öko also. Recycling und so. Nun gut.

Die Spieler bauen jedenfalls mal wieder gemeinsam an einer Stadt. Spielmechanischer Antrieb ist hier ein zentraler Kartenstapel, der zu Beginn aus 12 Urbanisations- und neun Gebäudekarten (die zu den bereits ausliegenden Gebäudeplättchen passen) zusammengemischt wird, und von dem zu Beginn jeder Spieler vier Karten zieht. Alle Spieler wählen gleichzeitig eine Karte, spielen diese auf eine von drei unterschiedlichen Arten aus und geben dann den Rest an den Nachbarn (Na, wer hat's gemerkt? Der letzte Satz passt eins zu eins auf 7 Wonders)... Jenachdem, wie man die Karte ausspielt (alleine oder zusammen mit einem Gebäudeplättchen), bekommt man entweder Rohstoffe, Plättchen oder Punkte oder kann ein Gebäude an die Auslage anbauen oder ein bestehendes Gebäude überbauen. Baut oder überbaut man ein Gebäude, kann man der Stockwerkanzahl entsprechend viele eigene Rohstoffmarker auf dem Gebäude platzieren. Ausgespielte Karten werden in der Regel abgeworfen und neu gemischt (man könnte auch sagen: recycled), wenn der Ablagestapel aufgebraucht ist (hinzu kommen dann die Karten der zwischenzeitlich neu errichteten Gebäude). Wenn der erste Spieler alle eigenen Marker platziert hat, endet das Spiel und es gibt nochmal Punkte, vor allem abhängig von Mehrheitsverhältnissen der Rohstoffmarker in unterschiedlichen Stadtgebieten.

Vorschau: Stadtplaner ist der Traumberuf aller Spiele-Erfinder. Wobei, eigentlich ist ja Spiele-Erfinder der Traumberuf aller Spiele-Erfinder. Gut, dann ist Stadtplaner halt der Zweit-Traumberuf aller Spiele-Erfinder. Zu diesem Schluss muss man zumindest kommen, wenn man sich die diesjährigen Messe-Neuheiten in der Masse betrachtet. Ground Floor, Sunrise City, Urbanization, Suburbia, City Tycoon, Briefcase... Da muss man schon originell sein, um nicht unterzugehen. Ginkgopolis scheint dies aber durch das ansprechende ökofuturistische Thema und die interessante Vermengung bekannter Mechanismen zu gelingen. Ich bin sehr gespannt, wie sich das ganze in der Praxis anfühlt! Nach Regellektüre klingt alles zumindest äußerst... organisch.

---

So, das wars von meiner Seite mit Messe-Vorschau. Ich hätte gerne noch etliche andere Spiele vorbesprochen (Qin, Belfort, Oddville, Milestones, Ark & Noah, Snowdonia und und und...), aber mir ist einfach die Zeit ausgegangen, denn schon morgen geht es offiziell los! Ich hoffe, das meine Vorschau dem ein oder anderen bei der Masse an Neuheiten zumindest ein wenig behilflich sein konnte, auch wenn ich sicherlich viele interessante Spiele geschlabbert habe. Was dann in der Praxis wirklich funktioniert und auch noch Spaß macht, lässt sich nur anhand einer Vorablektüre der Regeln eh selten sicher sagen. Deswegen freue ich mich umso mehr auf die kommenden vier Tage, um endlich ausgiebig Testen und shoppen zu können.

In diesem Sinne: Viel Spaß auf der Spiel, vielleicht sieht man sich ja!

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.