Mittwoch, 22. Juni 2016

Die Burgen von Burgund: Das Kartenspiel


BuBuKa (so die herrschende Abkürzung) hat bei mir zwei Fragen aufgeworfen. Einerseits frage ich mich, wann bei den ganzen BuBus, BuBuKas und BroSeKas ein Verlag ein Spiel versehentlich so betitelt, dass es von der Spielerschaft mit „Bukkake“ abgekürzt wird (etwa „Die Burgen von Katalonien – das Karten-Kennerspiel“). Andererseits frage ich mich, wieso ich das hier spielen soll, wenn es doch nur ein müderer, schlechterer und fummeligerer Abklatsch des nach wie vor superdupertollen Die Burgen von Burgund (a.k.a. BuBu) ist.

In BuBuKa bauen wir - ähnlich wie in BuBu - ein Fürstentum aus Weiden, Schiffen, Minen, unterschiedlichen Gebäuden und anderem Kram. Anders als in BuBu steuern wir unsere Aktionen aber nicht mit Würfeln, sondern - weil es ja eben "Das Kartenspiel" ist - mit Aktionskarten, auf denen Würfelergebnisse abgedruckt sind. Bin ich am Zug, spiele ich eine meiner (meist) zwei Handkarten aus und mache dann eine Aktion, indem ich mir zum Beispiel eine Projekt-Karte vom passenden Platz der zentralen Auslage nehme oder eine Projekt-Karte mit entsprechendem aufgedruckten "Würfelwert" verbaue. Außerdem kann ich Waren verkaufen oder Arbeiter nehmen, mit denen ich meine Würfelergebnisse verändern kann. Es gibt noch ein paar neue Verlegenheitsaktionen, doch wer BuBu gespielt hat, erkennt die Ähnlichkeiten im Grundablauf sofort.

Drei wesentliche Unterschiede fallen auf. Erstens: Gebaute Projekte werden einfach vor den Spielern abgelegt. Es gibt keine Baupläne und somit keine Abwechslung und individuelle Zielsetzung mehr. Zweitens: Es gibt keine offenen Würfelergebnisse mehr, wodurch ein Großteil der indirekten Interaktion von BuBu flöten geht. Und drittens: Alles was an den unterschiedlichen Plättchensorten früher spannend war, wurde erfolgreich entfernt. Wissen, Weiden, Minen, Schiffe... allesamt um spannende Elemente beraubt und durch 0815-Aktionen ersetzt.

Übrig bleibt ein traurig-beschnittener Rest, der auch nicht weniger kompliziert ist als der Vorgänger und der zwar irgendwie spielbar ist, dem dabei jedoch jede Würze fehlt. Ein unfassbar trockenes, blasses und spielreizloses Konstrukt, das dem Verlag vollkommen zurecht nicht mal ein eigenes Cover wert war.

Schlimm, aber ein Gutes hat die Sache dann doch. Quasi aus Protest habe ich zum ersten Mal seit Jahren das Original gespielt, um den miesen Geschmack zu vertreiben. Nach mittlerweile fünf Partien des einzig wahren BuBu geht es so langsam wieder. Rülps.

Schulnote: 5


Die Burgen von Burgund - Das Kartenspiel, Stefan Feld, 1-4 Spieler, alea / Ravensburger

10 Kommentare:

  1. Zurückbesinnung auf die alten Werte - Klasse!
    Es muss nicht immer ein Video sein.

    Dadurch ist dann "Etwas mehr" Etwas mehr.

    Gruß
    Wild Dice

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    1. Sehe ich auch so. Martins geschriebene Reviews haben genausoviel Esprit wie seine Videos. Weiter so!

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  2. Ich habe mir immer die Videos gerne angeschaut.Nur lesen,kann ich auch woanders.

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  3. Lesen und gut unterhalten werden kann man aber leider nicht überall, Anonym II. Ich kann Wild Dice und Anonym I zur Trefflichkeit gratulieren.

    Grüße,
    Sebo

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  4. Die Videos habe ich auch gern angesehen, bin aber oft gleich zum Fazit gesprungen, die Regelerklärung habe ich mir eigentlich nur bei Spielen angesehen, bei denen ich ernsthaft erwägt habe, sie zu kaufen. Da war das dann aber schon wieder eine echte Hilfe bei der Entscheidungsfindung - sonst war mir das unterm Strich zu lang.
    Diese neuen Kurzrezensionen sind vom Stil her komplett anders, aber ich mag die ersten drei hier auch: Vor allem, weil sie ganz klar eine Meinung transportieren, die auch mal negativ ausfällt, wenn der Rezensent das Spiel nicht mag (anstatt eine überall die gleiche Note zu geben, weil eine imaginäre Person aus irgendeiner potenziellen Zielgruppe das Spiel ja vllt. trotzdem mögen könnte).

    SpaceTrucker

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  5. Auch ich muss Anonym widersprechen. Naürlich kann man woanders auch lesen - nur ist es da ähnlich interessant geschrieben?

    Zusätzlich kann man mit einer gewissen Lesekompetenz in kurzer Zeit viel mehr erfassen als sich durch dröge Videos vorzuspulen - das war allerdings kein Seitenhieb auf Martin, da ich seine Videos schon unterhaltsam fand. Allerdings mag ich kurze geschriebene Eindrücke wesentlich lieber als ausufernde Videos, bei denen ich selten die Zeit habe, sie komplett zu sehen.

    @SpaceTrucker: bin genau deine Meinung. Mir ist eine persönlich gefärbte Beschreibung wesentlich lieber als das krampfhafte Schönreden für irgendwelche Zielgruppen - das sollte ich als Leser bitte schön selbst einordnen können.

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  6. Du hast Dir mit Deinen klasse Videos einen Platz in der Jury Spiel des Jahres erobert. Und das zurecht. Im Vergleich mit den Weichspüler Lobpudeleien von Hunter und Cron waren deine positiven Rezensionen auch etwas wert. Ich glaube allerdings Du hast die Arbeit unterschätzt, die hinter dem Jury Posten stecken. Seitdem kommen die Videos sporadisch und jetzt halt gar nicht mehr. Mit den Texten musst Du Dir den Platz in der Jury rechtfertigen, da man halt journalistisch tätig sein muss um ihn zu bekommen.

    LG
    Sam

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  7. Ohne Videos,geht das hier den Bach runter.Klicke jetzt schon seltener hierher.
    Bleibt das so.bin ich ganz weg ;-)

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    1. Du hast das nun fünf Mal geschrieben. Geh bitte.

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  8. @Sam: Da kann ich nur zustimmen.
    Allgemein finde ich es natürlich gut, wenn Du uns Deine Meinung zu Spielen mitteilst. Auch gerne über geschriebene Rezensionen zu eher kleinen Spielen. Denn seien wir ehrlich, zu den Spielen, die du zuletzt schriftlic rezensiert hast, hättest Du wohl eher kein Video gedreht.
    Trotzdem finde ich es schade, dass Du allen Ernstes den Vergleich zu der letzten Zeit ziehst, wo selten mehr als ein Video pro Monat kam. Das darf doch nicht der Maßstab sein! Von jemandem, der sich Spielerezensent nennen will, erwarte ich einfach mehr.

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