Donnerstag, 26. September 2013

Vorschau: Glück Auf (mir doch egal, wie viele Tage es noch bis zur SPIEL sind!)

Am Montag ist das Netzteil meines Kabelmodems durchgebrannt und ich hatte über vierundzwanzig Stunden lang kein Internet (waaaah!). Seit ein paar Tagen lösen sich die Sohlen meiner drei Monate alten Schuhe. Und von den Glühbirnen, die ich vor wenigen Wochen ausgetauscht habe, ist auch schon wieder eine kaputt... Das hat doch Methode!

"Geplante Obsoleszenz" lautet der Schlaumeier-Fachbegriff für das Phänomen, bei dem Dinge absichtlich früh kaputt gehen, damit man sie sich immer wieder nachkaufen muss. Die Erfindung dieser diabolischen Methode wurde bislang Alfred P. Sloan zugeschrieben, der in den 1920er Jahren als Präsident von General Motors gerne mehr Autos verkaufen wollte (Quelle: Wikipedia). Nun haben die Damen und Herren der Hamburger Spieleredaktion eggertspiele aber offensichtlich Indizien dafür aufgetan, dass der Trick tatsächlich sogar noch ein paar Jährchen älter ist. Zum Zwecke der Beweisführung legen sie uns zur kommenden SPIEL "Glück Auf" vor, das den Bergbau im Ruhrgebiet Ende des 19. Jahrhunderts behandelt und bei dem es Loren gibt, die zuverlässig nach exakt einer Fuhre kaputt gehen... Genau wie heute mit den Turnschuhen und Glühbirnen bedeutet das: Ständiges Nachkaufen. Wie lästig! Aber beginnen wir mal ganz von vorne:


Glück Auf
In Glück Auf (Wolfgang Kramer und Michael Kiesling, Eggert-Spiele) schlüpfen wir in die Rolle von Kohleminenbesitzern im Essen des 19. Jahrhunderts. Unser oberstes Bestreben ist - wie könnte es anders sein - der möglichst effektive Abbau der eigenen Kohlevorkommen, um so der Konkurrenz die lukrativsten Aufträge vor der Nase wegzuschnappen. Dabei ist Kohle aber nicht gleich Kohle, nene. Das wäre ja auch viel zu einfach. Stattdessen werden gleich vier unterschiedliche Kohlesorten gefordert und gefördert, und die wertvollsten davon liegen natürlich ganz tief unten in der Erde.

Moooment mal! Unterschiedliche Kohlesorten?! Ich muss ehrlich zugeben, dass mir, als ich das in der Regel gelesen habe, zunächst einmal ein großes "ALS OB!" durch den Kopf schoß. In meinem Weltbild war das immer so, dass es irgendwo Braunkohlevorkommen gibt, und anderswo Steinkohlevorkommen (was auch immer da der Unterschied ist). Jedenfalls hörte sich das mit den unterschiedlichen Kohlesorten für mich furchtbar konstruiert an, und ich war schon kurz davor, mich in dieser Vorschau darüber lustig machen. Zum Glück habe ich, weil ich ja Profi-Journalisten in nix nachstehen will, nochmal bei Wikipedia nachgeforscht (als ob die Profis das anders machen würden!) und dabei herausgefunden, das tieferliegende Kohle tatsächlich besser ist, weil der höhere Druck mehr flüchtige Bestandteile rausgepresst hat. Es gibt also tatsächlich unterschiedliche Kohlesorten, und die haben auch noch ganz tolle Namen. Flammkohle, Gaskohle, Fettkohle, Esskohle und sowas. Am wertvollsten ist Anthrazit... Aha! Tja, so habe ich also wieder was gelernt und hätte eggertspiele doch beinahe Unrecht getan. Andererseits hätte man sowas auch ruhig noch zur Kontexterläuterung irgendwo mit in die Regel aufnehmen können, anstatt uns einfach "gelbe Kohle" und "graue Kohle" hinzuklatschen...

So, da wir das jetzt geklärt hätten, kommen wir nun zu der Frage, wie wir die Kohle denn eigentlich dem Erdreich entreißen können. Dazu steht jedem Spieler in Glück Auf gleich eine ganze Horde von Arbeitern zur Verfügung. In anderen Spielen startet man ja häufig mit drei oder vier Arbeitern oder sowas, und muss sich den Rest dann mühsam heranzüchten. In Glück Auf haben wir von Beginn an bis zu 18 Arbeiter (abhängig von der Spieleranzahl) und machen mit diesen das, was wir immer mit Arbeitern tun: Sie irgendwo einsetzen und dadurch Aktion wählen. Dabei ist es in Glück Auf - anders als in vielen anderen Worker-Placement-Spielen - aber so, dass wir schon besetze Felder durchaus noch einmal wählen können. Allerdings brauchen wir dazu dann jedes Mal einen Arbeiter mehr, als bei der vorherigen Nutzung.

Die erste Gruppierung von Einsatzfeldern erlaubt es uns, neue Tunnelplättchen zu kaufen, die wir unmittelbar in unser Bergwerk einbauen. In welche Stollenetage wir das neue Plättchen legen dürfen, gibt uns die darauf abgebildete Kohlensorte (gelb, braun, grau, schwarz) vor. Tunnelplättchen mit Gaslampen legen wir links an unseren Stollen an, solche ohne Gaslampe rechts. So einfach ist das. Die neuerworbenen Tunnelplättchen zeigen immer eine oder zwei Loren, auf die wir beim Einbau Kohlewürfel entsprechend der Stollenetage platzieren. Mit den Einsatzfeldern "Fördern" können wir in späteren Zügen dann unterschiedliche Anzahlen von "Arbeitsschritten" erlangen, die es uns erlauben, Kohlewürfel von Loren in unseren Förderkorb zu laden, diesen zwischen den einzelnen Stollenetagen und der Erdoberfläche hin- und herfahren zu lassen und schließlich über Tage die aufgeladenen Kohlewürfel entweder direkt auf zuvor an Land gezogene Aufträge (Einsatzfeld "neuer Auftrag") oder in ein Zwischenlager zu verfrachten. Die auf den Tunnelplättchen abgebildeten Loren bringen dabei, wenn sie einmal abgegrast sind, keinen weiteren Ertrag mehr, sondern stehen nur noch doof rum (siehe oben). Gut, für die Wertungen am Rundenende sind sie doch noch einmal wichtig, aber für weiteren Kohlenachschub müssen wir uns jedenfalls immer wieder neue Tunnelplättchen beschaffen. Das dazu benötigte Geld gibt es zum Glück gratis bei der Bank, wir müssen nur Arbeiter vorbeischicken, die die neuen liquiden Mittel einsammeln. Als letzte Einsatzmöglichkeit können wir uns schließlich noch vier unterschiedlicher Transportmittel bedienen, um vollständig befüllte Aufträge der entsprechenden Art auszuliefern und in Punkte umzuwandeln.

Das Spielmaterial (Grafik des Verlages)

Das Ganze wird über drei Runden jeweils solange fortgesetzt, bis alle Spieler sämtliche Arbeiter eingesetzt haben. Zum Abschluss einer jeden Runde kommt es dann noch zu einer Schichtwertung (Schicht = Runde), bei der die schon erfüllten Aufträge und später auch die leeren Loren im eigenen Bergwerk eine Rolle spielen. Zum Ende der dritten und letzten Schicht gibt es außerdem noch eine kleine Schlusswertung, bei der vor allem wichtig ist, dass sich das eigene Bergwerk möglichst im Gleichgewicht befindet (sprich: gleichviele Tunnelplättchen links und rechts anliegen), sonst hagelt es Minuspunkte. Tja, und das wars dann auch schon. Schicht im Schacht!

Für mich macht Glück Auf nach dem Regelstudium einen grundsoliden Eindruck. Große mechanische Innovationen bietet das Spiel dabei eher nicht, sondern führt stattdessen bewährte Traditionen fort. Passt ja auch irgendwie zum Thema. Mich jedenfalls spricht das Spiel vom ersten Eindruck durchaus an, und zwar sowohl spielmechanisch wie auch optisch. Das Cover des Spieles ist meiner Meinung nach eines der stimmigungsvollsten des Jahrganges. Ich werde immer mehr zu einem Fan von Dennis Lohausen, dessen Arbeit mir auch zu Yunnan und zu Glasstraße außerordentlich gut gefällt.

Glück Auf wird zur SPIEL in zwei unterschiedlichen Versionen verfügbar sein. Neben der "Standardausgabe" gibt es von eggertspiele mal wieder eine Holzbox in kleiner Auflage für Sammler. Dieser Holzbox soll außerdem eine kleine Erweiterung beiliegen, die - wenn ich das richtig verstanden habe - den Spielverlauf mal eben komplett auf den Kopf stellen wird. Mit der Erweiterung kann man nämlich nicht mehr einfach die Einsatzfelder wählen, die man grade als nächstes braucht. Stattdessen gibt es nun fünf Aktionskarten, von denen die Spieler in jeder Runde vier auswählen und damit genau festlegen, welche Aktionen überhaupt wählbar sind, und auch noch in welcher Reihenfolge das alles passiert. Heftig!

Achja: Egal ob Holzbox oder Standardversion, die Menschen von Eggert haben mir eines versichert: Das Spielmaterial kommt ohne "geplante Obsoleszenz", sodass Glück Auf vermutlich noch in hundert Jahren spielbar sein wird.

Das ist doch mal was!

2 Kommentare:

  1. Ach,

    zum Thema "geplante Obsoleszenz" hat sich unser GassiGamer auch mal ausgelassen, das liegt schon lange zurück, trotzdem hier noch mal der Link:
    http://spielfritte.de/gassigamer_003/
    Danke für die Vorstellung, liest sich sehr gut und hört sich super an. Werde ich mal austesten.

    Kollegialen Gruß von www.spielfritte.de

    Funfairist

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  2. Ich liebe Eggertspiele, einfach nett spielbar und meist ohne Glücksfaktor!
    Aber die Frage ist doch, wann kann ich das Spiel hier endlich haben ;)

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