Mittwoch, 9. April 2014

"(P)Reviews“ zu Crowdfunding-Projekten… und warum ich da nicht mitmache.

Ihr haltet mich doch längst für Deutschlands größten Brettspiel-Klassenclown, oder? Heute gibt's zur Abwechslung aber mal wieder nen ernstgemeinteren Text, und der geht so:



Dass Crowdfunding das große Ding dieses Spiele-Jahrzehntes ist, brauche ich Euch vermutlich nicht mehr zu erzählen. Was als Finanzierungsmöglichkeit für Nischen-Ideen begann hat sich mittlerweile zum allgemeinen Vermarktungs- und Vertriebstool für neue Spiele entwickelt. Nicht mehr nur neue Kleinstverlage, sondern auch gestandene Branchen-Größen wie Hans im Glück oder Queen Games finanzieren mittlerweile Spiele über unterschiedliche Crowdfunding-Plattformen.

Die Meinungen dazu gehen weit auseinander. Die einen brüllen „Wir kaufen doch nicht die Katze im Sack!“, die anderen freuen sich über neue Möglichkeiten der Mitbestimmung, welche Produkte es denn auf den Markt schaffen… und wenn es dafür womöglich noch exklusive Zusatzmaterialien gibt, ist das alles natürlich umso toller. Die nächste Gruppe wiederum vertritt vehement die Ansicht, dass Crowdfunding doch eben nur für kleine neue Verlage sei und etablierte Verlage sich da bitte rauszuhalten hätten... Alleine mit Argumenten zum Für und Wider der Schwarmfinanzierung könnte man etliche Seiten füllen, doch das will ich (zumindest heute) gar nicht.

Worüber ich in diesem Beitrag sprechen möchte ist meine Einstellung zu einer Randerscheinung des Schwarmfinanzierungs-Wahns, die mir in der jüngeren Vergangenheit immer deutlicher aufgefallen ist: Die Rede ist vom Trend zu „Previews“ oder „Reviews“ (im folgenden nenne ich das „(P)Reviews“) zu laufenden bzw. kommenden Crowdfunding-Projekten durch mehr oder weniger bekannte Video-Reviewer.

Wobei Trend schon fast zu harmlos ist… Stattdessen müsste man mittlerweile eher von einem ungeschriebenen Gesetz für Projekt-Initiatoren sprechen: „Willst du, dass dein Kickstarter-Projekt erfolgreich ist? Dann sorge aber lieber dafür, dass du auf der Projekt-Seite Videos möglichst vieler Rezensenten präsentieren kannst, die deinen potentiellen Backern erzählen, wie toll dein Spiel doch wird.“ … „Du musst Buzz für dein Spiel erzeugen, sonst geht es in der Masse unter! Schicke Vorab-Exemplare an jeden, der bereit ist dafür sein Gesicht in die Kamera zu halten und zu erzählen, wieso das hier das nächste große Ding sein könnte, und alles wird gut.“… In den letzten Tagen habe ich auf Boardgamegeek gleich zwei Forenbeiträge gesehen (hier und hier), in denen die Initiatoren gescheiterter oder gerade scheiternder Kickstarter-Projekte die Community nach Feedback fragten: Woran hat es gelegen? Was haben wir falsch gemacht? In beiden Fällen wurde – neben anderen Argumenten – relativ schnell bemängelt, dass zu den angebotenen Spielen keine oder zu wenige Vorab-Videos vorgelegen hätten. Es scheint sich also schon zu einer Art Selbstverständlichkeit entwickelt zu haben, dass es solche Videos gibt. Sie werden von manchen Kunden sogar aktiv eingefordert.

Natürlich gehen die Projekt-Initiatoren auf diese Forderung gerne ein, die Vorteile liegen schließlich auf der Hand: Zum einen lassen sich positive Video-Meinungen wunderbar in die eigene Projektseite einbinden, zum anderen erhöhen sie natürlich den Bekanntheitsgrad des eigenen Projektes um die Reichweite des Rezensenten… und das bei relativ geringem Aufwand: Email-Anfrage an den Rezensenten, dann den Prototypen (oder vielleicht sogar nur PDF-Dateien zum Selber-Basteln) zuschicken und warten. Achja, wichtig ist natürlich noch der Hinweis, dass das Video aber bitte auch innerhalb von zwei Wochen fertig sein muss, denn dann startet schließlich die Kampagne. Eventuell erhält der Reviewer nach (erfolgreichem) Abschluss der Finanzierung dann das fertige Spiel mit ein paar Goodies… Das war’s! Gut, bei „Premium-Rezensenten“ muss man vielleicht sogar noch ein wenig Geld in die Hand nehmen, dann gibt es dafür eines dieser ominösen „Paid Previews“… mal mehr, mal weniger transparent.

Und auch der Rezensent hat was von der Sache. Zu den schon erwähnten Belohnungen in Form von Spiel oder vielleicht sogar Geld kommt nämlich noch der Umstand, dass das mit dem Bekanntheitsgrad und Reichweitezugewinn auch umgekehrt gilt: Grade Schwarmfinanzierungs-Spielen kann mitunter eine sagenhafte Aufmerksamkeit zuteil werden. So wie das Projekt von der Bekanntheit des Rezensenten zehren kann, so kann andererseits auch der Rezensent vom Erfolg des Projektes profitieren. Taucht er als Meinungsmacher auf der Projektseite eines Spieles auf, das vollkommen durch die Decke geht und mehrere tausende Backer einfängt, so bringt ihm das sicherlich auch etliche neue Zuschauer und damit Klicks und Likes… Und die sind schließlich alles, was zählt.

Also eine Win-Win-Situation? Ist doch toll, oder? Haben da nicht alle was von? Verlag und Rezensent arbeiten partnerschaftlich zusammen, um so dem Publikum einen bestmöglichen Informationszugang und ein bestmögliches Spielerlebnis zu ermöglichen. Und ist das nicht beim klassischen Vertrieb genauso? Da bekommt doch schließlich der Rezensent auch oft Spiele „geschenkt“ (ich ja auch) und der Verlag profitiert davon, dass der Rezensent das Spiel dann auf seinem Kanal präsentiert. Wo ist der Unterschied?

Um das genauer zu erklären, muss ich jetzt erstmal die Begriffe auseinander sortieren, um sicher zu gehen, dass wir alle vom selben sprechen. Was ist eigentlich ein Review, und was ist ein Preview?

Ein Review ist nach meinem Verständnis eine Vorstellung und Beurteilung eines fertigen Produktes. Und mit „fertig“ meine ich auch tatsächlich: FERTIG. Es kann für mich bei einem Review keine Ungewissheiten mehr geben. Das Produkt ist vom Band gelaufen. Es ist in der Welt. Ich habe harte Fakten zu Art und Umfang des Spielmateriales, zur Anleitung, zu den Spielmechanismen, zu den Grafiken. Harte Fakten, an denen ich ein finales Urteil festmachen kann, nachdem ich das Spiel ausführlich gespielt habe (was mal ein paar Wochen, meist aber eher Monate dauern kann).

Ein Preview hingegen ist eine Vorschau auf ein Produkt anhand von Informationen, die mir irgendwie zugänglich gemacht wurden (sei es durch Interviews, durch Presseinformation, durch Vorabstudium der Regel oder tatsächlich auch durch Prototypen-Tests). Ein Preview kann meiner Ansicht nach aber NIEMALS schon klare Beurteilungen enthalten. Und schon gar keine Kaufempfehlungen. Stattdessen kann es eben nur über die schon vorhandenen Informationen aufklären und vielleicht eine ganz vorsichtige Einordnung des zu Erwartenden liefern. Ende.

So, was nun also sind diese ominösen Video-„(P)Reviews“, die einem bei Crowdfunding-Projekten um die Ohren gehauen werden, denn nun?

Reviews? Sicher nicht, das können sie gar nicht sein. Schließlich ist es nämlich vollkommen ungewiss, was am Ende der Produktion überhaupt rauskommt. Welche Stretch-Goals wurden erreicht und welchen Umfang hat das Spielmaterial folglich überhaupt? Wie ist die Qualität des Spielmaterials? Wie ist die finale Regel? Werden vielleicht sogar noch wesentliche Mechanismen geändert? Am besten aufgrund des eigenen Feedbacks im Video… In diesem Fall würden die Grenzen zwischen Spiele-Journalismus und Spiele-Entwicklung endgültig verfließen. Um ein unabhängiges Review kann es sich dann nicht mehr handeln.

Sind es also Previews? Tja, das könnte man auf den ersten Blick jetzt vielleicht bejahen. Ich sehe das aber trotzdem anders. Für ein Preview enthalten diese Videos nämlich regelmäßig zu deutliche (meist positive) Meinungsäußerungen und Kaufaufforderungen. „Guys, if you like a good old-fashioned fantasy-style two player game, this is something for you!” (das war jetzt kein tatsächliches Zitat, aber sinngemäß hört man sowas andauernd) oder "If you like Trick-Taking Games, you should back this" (das war ein tatsächliches Zitat, ich sag aber nicht von wem).

Was also sind diese Videos, wenn sie nicht Review und nicht Preview sind, obwohl sie sich vielleicht so nennen?

Sie sind Werbung. Werbung, bei der sich Reviewer, die eigentlich um Unabhängigkeit bemüht sein sollten, als Werbefiguren einspannen lassen und Enthusiasmus für etwas schüren, von dessen Ausgang sie keine Ahnung haben können. Am meisten erschüttert mich dabei die Selbstverständlichkeit, mit der diese Vermischung hingenommen wird, ja teilweise sogar gefordert wird. Der Fairness halber muss ich dazu sagen, dass ich den meisten keine böse Absicht unterstelle. Ist ja ein vielzitierter Satz: "In der Brettspielwelt sind wir alle eine große Familie". Und sich vom Enthusiasmus mancher Crowdfunding-Kampagnen anstecken zulassen, ist jetzt wirklich nicht schwer. Auch sollte ich in diesem Zusammenhang wohl erwähnen, dass ich mit Ortus auch schon mal ein Video zu einem Spiel gemacht habe, dessen Finanzierungs-Kampagne noch lief. Das würde ich heute nicht mehr machen, auch wenn das Spiel mir in der fast finalen Version vorlag (nur das Spielbrett war handgeklebt). Ich bin da aber also selber auch nicht ganz unbefleckt und sollte den Zeigefinger vermutlich nicht allzuhoch heben.

Trotzdem: Den Zustand, in dem sich vor allem die englischsprachige Video-Rezensenten-Szene da mittlerweile befindet, empfinde ich als teilweise peinlich, teilweise erschütternd. Am lustigsten ist es natürlich, wenn ein hochangepriesenes Spiel total floppt… Manche Reviewer haben dann wenigstens den Mut sich hinzustellen und zu sagen „Ups, das war wohl nichts“. Viel öfter – so habe ich den Eindruck – hört man von der entsprechenden Person aber nie wieder etwas zu dem Spiel... Ist ja auch gar nicht mehr nötig, schließlich dauert es meist ewig, bis das entsprechende Produkt dann tatsächlich bei den Backern ankommt. Eine Verifizierung der „Meinung“ des Rezensenten ist mitunter erst nach Jahren möglich. In der Zeit hat sich die allgemeine Aufmerksamkeit dann schon längst dem überübernächsten Projekt zugewandt. Und überhaupt: Was interessiert mich der Mist, den ich vor nem Jahr erzählt habe. Crowdfunding bedeutet halt immer auch Risiko, das müsst ihr doch wissen.

Ich weiß nicht, ob ich hier mal wieder ein Thema angreife, an dem nur ich mich erzürne. Und natürlich habe ich auch nicht den Anspruch, dass meine Meinung die einzig richtig zu dem Thema ist. Nur ein Sith kennt nichts als... ihr wisst, was ich meine. Mich würde jedenfalls auch Eure Ansicht zu dem Thema interessieren, das ich unter dem folgenden Fazit zusammenfasse:

Bei Crowdfunding-„(P)Reviews“ werden Hoffnungen und Möglichkeiten beworben, während bei Reviews zu fertig produzierten Spielen Gewissheiten und Realitäten beurteilt werden. 

(Ich halte mich an letzteres.)

8 Kommentare:

  1. Hi Martin, das ist ein gutes Thema, finde ich auch. Allerdings sehe ich das nicht ganz so verbissen wie du. (Ich habe auch die Hallimash-Blog-Geschichte nie so verbissen gesehen.) Wichtig ist vor allem, dass bei den „Rezensionen“ klar ersichtlich ist, dass es sich um (Paid) Previews handelt. Dann sollte jeder aufgeklärte, selbstbestimmte Internetnutzer in der Lage sein, einzuschätzen, was er von der Rezi halten kann. Allgemein gilt zudem: Wer nicht in der Lage ist, YouTube-Videos kritisch zu hinterfragen, naja, dem ist dann eh nicht mehr zu helfen.
    Dass einige Rezensenten sich langsam zum Affen machen, ist dann deren Problem. Irgendwann ist deren Glaubwürdigkeit dann eben weg. Dabei muss man aber schon sehen, dass sich viele evtl. doch eher als Teil und Promoter der Szene sehen und nicht als unabhängige Beobachter und Rezensenten. Es gibt ja auch in Deutschland genug Leute, die hunderte vollkommen unkritische Videos und alle möglichen Wasserstandsmeldungen (News) raushauen. Das alles ist vollkommen okay, man muss ja auch nicht alles glauben, was in der Bild oder im Express steht.
    Die guten Blogger und Rezensenten werden auch erkannt, ist in Deutschland ja auch so. Ich vertraue da auf den aufgeklärten Leser/YouTube-Schauer/Verbraucher!

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    1. Hey Hendrik!

      Aufgeklärter Leser/Zuschauer/Was-Auch-Immer... Das ist ja ein gerne gebrachtes Argument gegen Transparenz (siehe Lebensmittelverpackungen und wie deutlich erkennbar bestimmte Zutaten deklariert werden müssen). Pauschal zu sagen "lass die doch erzählen, was sie wollen, und wer's glaubt ist selber schuld" finde ich immer ein bisschen zu einfach.

      Natürlich wird mittlerweile fast jeder wissen, dass man grade im Internet nicht alles sofort glauben darf. Trotzdem sollte man solche Entwicklungen doch ansprechen und nicht einfach hinnehmen.

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    2. Guten Tag!
      Ich sage ja, wenn es klar ersichtlich, also transparent, ist, und nicht irgendwo versteckt steht, dass es sich um eine bezahlte Preview oder um einen "Paid Blog Content" (oder was diese Agentur da auch immer reinschreiben ließ) handelt, habe ich da kein Problem mit. (Wenn es irgendwo kleingedruckt ganz unten auf der Seite platziert ist, ist es natürlich nicht transparent.)
      Lebensmittelsicherheit und Spielerezensionen sind da evtl. auch nicht komplett vergleichbar, meine ich.
      Und ansprechen darf man alles!

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  2. Hallo Martin,

    dieser Blogpost kommt wie bestellt, denn wir haben heute unser erstes Crowdfunding-Vorstellungs-Video online gestellt. Auch wir haben uns im Vorfeld etliche Gedanken zum Thema gemacht und so weit liegen wir da in unserer Einschätzung tatsächlich gar nicht auseinander. Trotzdem haben unsere Überlegungen letztlich dazu geführt, dass wir uns dafür entschieden haben, dieses Crowdfunding-Video zu machen.

    Zunächst einmal ist für uns die Art des Projektes wichtig. In diesem Fall handelt es sich um ein deutsches Independent-Projekt auf Startnext. Einer unser Hauptbeweggründe ist nämlich ganz eindeutig, die deutsche Independent-Crowdfunding-Szene generell zu unterstützen, die im Vergleich zu Amerika geradezu jämmerlich vor sich hindümpelt. Hier spielen, neben dem schmerzlich vermissten deutschen Kickstarter, auch die hierzulande weit verbreiteten Vorbehalte eine Rolle, wie sie in deinem Blogpost zum Ausdruck kommen. Natürlich sind Quantität und vor allem Qualität der entsprechenden Projekt auch ein Grund. Aber ohne die Unterstützung und die Aufmerksamkeit der Szene kann sich hier auch nichts entwickeln und das fänden wir auf Dauer doch sehr schade.

    Wir stimmen dir ebenfalls zu, dass es einen deutlichen Unterschied zwischen Crowdfunding-Vorstellungsvideos und klassischen Reviews geben muss, ebenso, dass es mitunter schwierig sein kann, die Grenze immer zweifelsfrei zu ziehen. Wir haben versucht, bewusst in mehreren Punkten von unseren normalen Reviews abzuweichen. So vergeben wir keine Wertung und konzentrieren uns deutlich stärker als sonst auf die objektive Darstellung der Spielkomponenten und des Regelwerks, was auch zu einer für uns ungewöhnlichen Überlänge des Videos führt. Das größte Problem des Crowdfundings sind nunmal die unvollständigen Informationen, die man über das Spiel erhält. Gerade die offiziellen Kampagnenvideos der Macher tendieren ja ganz klar dazu, hier und da ein bisschen unkonkret zu bleiben, nach dem Motto: Das ist ein brilliantes Spiel für alle und jeden.

    Genau hier sehen wir unsere Aufgabe. Wir wollen, dass nicht irgendwelche Leute, sondern eben genau die richtigen Leute das Projekt unterstützen, weil sie für sich entschieden haben, dass das Spiel ihren Geschmack trifft und so später auch nicht enttäuscht sind. Das generelle Katze-Im-Sack Argument gegen Crowdfunding greift dann nicht mehr. Denn welches normale Spiel wird denn vorher wirklich selbst getestet, bevor man es kauft? Auch sonst sind wir doch auf Werbung und Reviews angewiesen, nur dass bei fertigen Spielen einfach mehr davon verfügbar sind.

    Das Problem von Paid-Reviews stellte sich uns bislang nicht. Grundsätzlich denken wir aber, jeder muss es mit sich selbst ausmachen, wie er sich da verhält, und es gegenüber seiner Zielgruppe auch so vertreten. Wer hier mit dem Finger auf andere zeigt, sollte sich in unseren Augen aber fragen, inwieweit er nicht selber Teil des Systems ist.

    Auf jeden Fall würden wir uns freuen, wenn du uns ein Feedback gibst, inwieweit wir unseren eigenen Ansprüchen oder vielleicht deinen noch strengeren gerecht geworden sind. Denn noch ist es nicht ausgemacht, wie wir es mit Crowdfunding-Videos in Zukunft halten werden. Es bleibt also spannend.

    Hier der Link zu unserem Video: https://www.youtube.com/watch?v=H48lpuflz9I

    Viele Grüße,

    Hunter & Cron

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  3. Hallo allerseits,

    ich bin ein paar Tage hinterher mit dem Lesen, aber trotzdem möchte ich mich auch zu diesem Thema äußern. Ich denke, Preveiws zu Crowdfunding-Spielen zu machen ist eine Gratwanderung. Zum einen sollte man nicht darauf verzichten, nur weil man die Meinung von ZuseherInnen nicht beeinflussen möchte. Zum anderen sollte man nicht etwas versprechen, was das Spiel vielleicht nicht halten kann - wer weiß das schon bei einem work-in-progress? Ich persönlich sehe die Vorteile von Previews für mich als Zuseherin. Wenn es zumindest eine Preview gibt, kann man sich besser informieren als ohne. Ich selbst habe schon ein paar Kickstarter-Projekte unterstützt und war zum Teil über die Informationslage wenig erfreut. Oft gibt es nur die SpielemacherInnen, die Videos zum Spielablauf erstellen, und die sind nicht immer die besten Leute um zu erklären, wie das spiel abläuft. Routinierte Rezensenten können das in den meisten Fällen besser.

    Das Problem ist, dass die meisten Rezensenten es so gewohnt sind eine Meinung abzugeben, dass sie sich nicht zurückhalten können. Das muss nicht unbedingt ein Begeisterungssturm sein, ich habe auch schon eine Preview gesehen, die das Spiel aufgrund seiner Komponenten und Artworks stark bemängelte, die noch nicht einmal finalisiert waren! Ich denke, wenn man nicht neutral über ein Spiel berichten kann um einen Eindruck von diesem zu geben, dann sollte man die Finger davon lassen. Ernsthafte (P)Reviewer (also Previewer, die auch Reviewer sind) sollten weder empfehlen, noch vom Kauf abraten. Als geübte Review-Seherin weiß ich in vielen Fällen sowieso schon nach der Spieleerklärung, ob das was für mich sein könnte. Keine Meinung abgeben, und nach endgültigem Erscheinen eine richitige Review machen, das wäre mein Wunsch.

    @Hunter & Cron: Ich würde euch bitten gleich zu Beginn eurer Preview(s) klarzustellen, ob sie bezahlt ist oder nicht. Das habe ich in eurem Video vermisst. Außerdem, finde ich, ist eine Geld-zurück-Garantie noch kein schlagendes Kaufargument, da begeistert ihr euch in meinen Augen noch ein bisschen zu stark dafür. Ansonsten habe ich schon eine gewisse Neutralität in eurem Video vernommen, und die Länge des Videos geht ja zugunsten der Informaion der ZuseherInnen, also finde ich das eher lobenswert als nicht ;-)

    Lg, Sarah

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    1. Hallo Sarah,

      wir machen generell keine bezahlten Reviews oder Previews. Sollte sich das irgendwann ändern, werden wir natürlich darüber informieren. Vor jedem einzelnen Video einen solchen Hinweis einzublenden wäre aber etwas übertrieben, finde ich. Geld zurück bei Crowdfunding ist generell lobenswert, unabhängig vom Produkt.

      VG,

      H&C

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  4. Hallo Martin, hallo an alle Kommentatoren,

    im Rahmen einer angestrebten Selbständigkeit habe ich mich selber auch mit Crowdfounding beschäftigt und später gemerkt, dass diese Art der Finanzierung auch Einzug in die Spielszene gefunden hat.

    Crowdfunding ist meiner Ansicht nach ein Weg für Spieleautoren in Eigenregie ein Spiel zu vermarkten und so die Spielkultur in Deutschland gegebenenfalls zu bereichern. Insofern finde ich, Crowdfunding als Finanzierungsoption zu nutzen nicht verwerflich.

    Bei den Previews, die während dieses Prozesses erstellt werden - und der Definition von Martin folgen sollen -, ist die Grenze zwischen Marketing einerseits und objektiver Informationsverdichtung sicher schwer auszumachen. Insofern muss sich jeder bewusst sein, der sich einer solchen Preview "ausliefert", das er im Extremfall einfach gute Werbung gelesen bzw. gesehen hat oder eben eine Analyse vergleichbar der Analyse der Inhaltsstoffe auf dem Etikett einer Mineralwasserflasche. Natürlich sind alle Grauschattierungen dazwischen ebenso möglich.

    Für mich stellt sich die Frage, ob ich die Previews wirklich benötige! Als Investor beim Crowdfunding wahrscheinlich, als Käufer von oder Interessierter an Spielen werde ICH mich aber auf Reviews - gemäß Martins Definition - beschränken. Wichtig ist natürlich, dass die einen von den anderen zu unterscheiden sind. Ob der Autor der Preview bezahlt wurde ist natürlich ein wichtiges Kriterium für den Leser, um die Objektivität des Autors beurteilen zu können. Insofern sollte der Autor der Fairness halber und um seiner eigenen Reputation willen angeben, ob die Preview gegen Entgelt erstellt wurde oder nicht.

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