Montag, 8. April 2013

Uppps! Die Regel-Pannen-Show!

Ich schimpfe ja gerne mal über schlecht geschriebene Regeln (letztes Beispiel: Augustus). Schwer verständliche oder unklare Anleitungen nerven, und als Reviewer kann man da einfach Punkten: „Das hätte man besser ausdrücken können!“… „Wieso haben die nicht gemerkt, dass da ein Widerspruch besteht, das muss doch jedem auffallen!“… „Das ist ja total unstrukturiert“… Tja, man kann an diesem Punkt herrlich leicht mit Dreck werfen und sich dabei unglaublich schlau und überlegen vorkommen.

Grade zu heilsam reinigend kann es da wirken, wenn man auch mal eigene Fehler vorgehalten bekommt. Dinge etwa, die ganz klar in der Regel stehen, die man als Regelerklärer aber einfach falsch verstanden oder schlichtweg übersehen oder vergessen hat. Ja, ich bekenne mich schuldig!

Hier drei meiner Regelsünden (grade die letzte ist ein richtiger Knaller):


Dice Devils:
Gleich mehrere Pannen hatten sich bei mir jüngst bei dem an sich ja sehr einfachen Dice Devils eingeschlichen, und zwei davon haben es leider sogar bis in mein Review geschafft. Zum einen habe ich dort die Anzahl der Plättchen, die abhängig von der Spieleranzahl aufgedeckt werden, falsch beziffert. Das haben wir in meinen Spielrunden aber tatsächlich richtig gemacht, bei der Video-Erstellung hatte ich dann aber irgendwie die Faustregel „immer einen weniger als Spieler teilnehmen“ im Kopf. War also eher ein unschöner Versprecher. Weit peinlicher ist mir aber, dass ich eine Regelvariante, die es erlaubt, auch andere Teufelsränge mit weniger Spielern zu benutzen, einfach komplett überlesen habe. Zu allem Überfluss präsentiere ich dann – in Verkennung der offiziellen – auch noch eine eigene Variante, die das Problem lösen soll. Auweia… So, und wer jetzt meint, das zwei Pannen bei einem Spiel mit vier Seiten Regeln ja eigentlich reichen sollten, dem habe ich noch folgendes zu beichten: In meiner ersten Partie ging ich – vollkommen entgegen jeder Logik und Spielerfahrung aus anderen Würfel-Spielen – davon aus, das man zuerst die Grapschplättchen platziert und erst danach alle gleichzeitig würfeln… Das war vielleicht ein Chaos... Zum Glück hab ich das aber dann auch sehr schnell gemerkt. Trotzdem peinlich…


Bora Bora:
Ein weiteres Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit, und leider wieder etwas, das mir erst Wochen nach Erstellung meines Video-Reviews bewusst geworden ist. Mir war bis vor kurzem nicht klar, dass nur derjenige am Spielende Bonus-Punkte für die Fischplättchen erhält, der seine Hütte als allerletztes in dem entsprechenden Gebiet platziert hat. Nochmal: In sämtlichen meiner Partien gab es am Spielende eine richtige Punkte-schwemme für alle durch Fischplättchen. Hurra! Ich hab’s echt nicht gemerkt… Allerdings fühle ich mich in diesem Beispiel nicht ganz so schlecht, denn: Ich bin nicht der einzige, der drauf reingefallen ist. Auf Boardgamegeek gab es eine entsprechende Nachfrage eines anderen Nutzers, und mir ist bekannt, dass es zumindest einem anderen (professionellem) Rezensenten zumindest in den ersten Partien genauso ergangen ist. So ganz offensichtlich ist die Regel nämlich nicht formuliert (jetzt geht das Gemeckere doch wieder los), obwohl sie im Nachhinein schon eindeutig ist. Eine einfache Anmerkung wie etwa „Es bekommt also nur derjenige, der seine Hütte im Gebiet zuletzt platziert hat, die Punkte am Spielende noch einmal“, hätte mir da sehr geholfen. Naja, im Endeffekt steht’s aber auch so eigentlich klar drinne, ich hätte nur genauer lesen müssen…


Dungeon Lords:
So, jetzt aber zu dem versprochenen Knaller. Die Geschichte ist so peinlich, dass sie meinen Ruf als „ernstzunehmenden Reviewer“ (falls mich wirklich jemand für einen solchen hält) nachhaltig beschädigen könnte. Zu meiner Verteidigung muss ich allerdings anführen, dass die folgende Panne aus der Zeit meiner ersten tapsigen Schritte in der Vielspieler-Welt stammt: Bei meinem zweiten Besuch der Internationalen Spieltage in Essen im Jahre 2009 habe ich mir – ohne groß zu wissen, worauf ich mich einlasse - das Spiel Dungeon Lords gekauft (der Imp auf dem Cover hat so lieb gewunken!). Zuhause dann der Schock. 28 Seiten Regeln!?! Um die zu kapieren habe ich damals gut ne Woche gebraucht (immer wieder vorm Einschlafen ein paar Seiten gelesen). An einem Samstagabend war es dann so weit: Erste Versuche an den Trainingsszenarien mit meiner damaligen Freundin. Das alleine hat schon den ganzen Abend gedauert, weshalb wir die erste richtige Partie auf den nächsten Tag verschoben… Am Sonntag-Nachmittag ging‘s dann weiter. Nochmal alles durchgegangen, noch ein paar Feinheiten erklärt... Die Regeln saßen. Dachte ich.

Das Grauen, das ich dann zusammen mit meiner Freundin durchstehen musste, habe ich damals in einem sogenannten „Session-Report“ auf Boardgamegeek geschildert. Den Beitrag habe ich damals mit „My horrible Mistakes in my horrible first game“ betitelt. Eigentlich bezog ich mich damit auf Spielfehler, also auf Entscheidungen während des Spieles, von denen ich im Nachhinein glaubte, dass ich derentwegen chancenlos war. Tatsächlich war die Überschrift aber aus einem ganz anderen Grund unwillkürlich zutreffend. Ich hatte einen gar furchbaren Regelfehler begangen, durch den sowohl ich als auch meine Mitspielerin von vorne herein nicht die kleinste Chance hatten.

Ich hatte – bei allen sorgfällig bedachten Regelfeinheiten - die Startressourcen vergessen… Und ich habe es die ganze Partie lang NICHT gemerkt. Stattdessen dachte ich nur: „Auweia, dieses Spiel ist ja wirklich sauschwer… Etliche Nummern zu groß für dich“. Erst die erste Antwort auf meinen Session-Report öffnete mir die Augen: „Actually, each player starts the game with three gold, three food, three imps, and three tunnels. I think you'll find the game much easier if you remember this next time”. Die nächste Partie war dann tatsächlich vergleichsweise… kinderleicht.

So, das war mein Outing, mein gröbster Regelschnitzer. Und weil's so schön ist, hier nun noch für alle, die es ganz genau wissen wollen, der Link zu meinem Session-Report vom 02.11.2009 (leider nur auf Englisch). Lustigerweise hat mir die Panne nicht nur gezeigt, dass die Community auf Boardgamegeek unglaublich verständnisvoll sein kann, sondern mir zusätzlich auch noch einen der Top-Plätze in der Jahresrückschau auf Boardgamegeek in der Kategorie „Session-Reports“ eingebrockt (ich glaube es war Rang 16 von weiß ich nicht wie vielen zig-tausenden Beiträgen). Das hat mich dann doch irgendwie stolz gemacht. Auf eine peinlich berührte Art und Weise…



So, das soll's erst mal gewesen sein. Ärgerlich sind natürlich vor allem die Regelpannen, die es sogar bis in meine Videos schaffen. Bei richtig krassen Fällen müsste ich hier wohl sogar über eine nachträgliche Neubewertung des Spieles nachdenken, allerdings habe ich weder bei Bora Bora noch bei Dice Devils das Gefühl, dass sich mein Eindruck dadurch sehr stark ändern würde. Und zum Glück sind meine Videos ja eben nicht als "Regelerklärvideos", und auch nicht als knallharte Analysen gedacht, sondern vielmehr als Hilfe zur Vermittlung des Spielgefühles, und das kommt - so hoffe ich - trotzdem in beiden Fällen gut rüber... Hach, wie schön ich mit dieser Argumentation doch meine Regelunzulänglichkeiten verharmlosen kann...

Und wie sieht’s bei Euch aus? Habt ihr schonmal irgendwo ganz grob daneben gelegen? Wer will beichten?

2 Kommentare:

  1. Hallo Martin,

    schöner Beitrag. Euer Bora Bora - Fehler ist uns auch unterlaufen in der ersten Partie (dann hatte ich es zufällig bei BGG gelesen, sonst wäre es vlt. ewig falsch weitergegangen). Du willst weitere Beichten? Gern! :D

    Bei A Few Acres of Snow haben wir die Spieleraktionen zig Partien lang immer abwechselnd vorgenommen - richtig ist aber das Durchlaufen der 3 Phasen (Belagerung, 2 Aktionen, Karten ziehen) pro Spieler.

    Die erste Partie CO2 war ein Desaster an Fehlern, aber das ging wohl vielen so. Auch bei Keyflower brauchte es einen 2. Versuch.

    Bei Troyes haben wir einige Partien lang gekaufte Würfel liegen lassen, statt zu entfernen.

    Bei Tzolk'in haben wir bei Spielende Ressourcen 1:1 in Mais und diesen 4:1 in Siegpunkte getauscht. Korrekt ist aber ein Umtausch von Ressourcen in Mais gemäß der Tauschtabelle.

    Und vermutlich gab es auch noch einige andere Geschichten, die mir gerade nicht einfallen...


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  2. Hallo Martin,

    dazu sag ich nur Homesteaders. Aber so lange deine fehlerhafte Auslegung der Regeln weiter dazu führt, dass ich haushoch gewinne, kann ich gut damit leben :).

    Du bist aber beileibe nicht der Einzige. Das Problem mit den Startressourcen hatte ich genau in der von die beschriebenen Form bei unserer ersten Partie Ginkopolis. Das ist dabei allerdings fast noch peinlicher, sind die Ressourcen doch sogar extra auf den Startkarten mit angegeben.
    Naja, wir haben das Spiel auf alle Fälle sehr früh abgebrochen weil kein Spieler auch nur einen Fuß auf den Boden gebracht hat.

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