Sonntag, 22. September 2013

Vorschau: Yunnan (irgendwann waren es mal noch 40 Tage bis zur SPIEL '13)


Eben ging es noch um ein Tee-Geschirr-Handels-Spiel im alten Japan, nun sprechen wir über Yunnan, ein... ähm... Tee-Getränk-Handels-Spiel im alten China. Okay, zumindest thematisch ist das jetzt nicht ganz so weit entfernt. Spielmechanisch könnten zwischen den beiden Spielen aber kaum größere Welten liegen...

Disclaimer, damit mir nachher keiner Geklüngel vorwirft: Ich kenne Christwart Conrad, der bei Yunnan für Realisation und Regel verantwortlich zeichnet, persönlich. Yunnan habe ich ein oder zwei mal (bin mir nicht mehr sicher) in einer sehr frühen Prototypen-Version bei ihm mitgespielt (und werde daher sogar als Testspieler in der Regel erwähnt). Vor kurzem konnte ich außerdem noch einmal die fast finale Version ausprobieren.


Yunnan

In Yunnan (Aaron Haag, Argentum Verlag) ist es Aufgabe der 2 bis 5 Spieler, den in der Stadt Pu'er produzierten Tee über die "Ancient Tea-Horse Road" in die Provinzen Yunnan, Sichuan, Qamdo, Tibet und Qinghai zu exportieren und dabei möglichst großen Gewinn zu erzielen, wobei weit entfernte Provinzen natürlich höhere Erlöse versprechen. Den Gewinn kann man sich dabei zum Ende jeder Runde in barer Münze oder in Siegpunkten (oder in einer Mischung aus beidem) auszahlen lassen. Sobald ein Spieler 80 Siegpunkte überschreitet, endet das Spiel mit einer Schlusswertung.

Die einzelnen Spielrunden von Yunnan setzen sich jeweils aus einer Biet- und einer Reisephase zusammen. In der Biet-Phase können die Spieler in Spielerreihenfolge ihre Händler (anfangs drei pro Spieler) in die fünf Hauptgebäude Pu'ers schicken, um dort unterschiedliche Vorteile (weitere Händler, Einfluss, Passierscheine, bessere Pferde und unterschiedliche Bauwerke) zu erwerben. Was die einzelnen Vorteile dabei kosten, hängt jeweils davon ab, auf welchem Feld im Gebäude die Figur platziert wurde. Jedes Gebäude hat nämlich gleich fünf Einsatzfelder, deren Kosten zwischen 5 und 15 liegen. Nun versucht natürlich jeder Spieler möglichst günstig an die Vorteile seiner Wahl zu kommen, doch für Schnäppchenjäger ist hier Vorsicht geboten. Sicher sind die eigenen Figuren nämlich nur auf den Feldern 9, 12, und 15. Wer ein Schnäppchen machen möchte und auf die Felder 5 oder 7 setzt, läuft Gefahr, durch später platzierte Händler auf höheren Feldern aus dem Gebäude geworfen zu werden. Die Figur kann dann zwar erneut eingesetzt werden, allerdings kann man nun mutmaßlich nur noch auf die ganz teuren Plätze. Neben dem Einsetzen in den Hauptgebäuden kann man seine Figuren auch auf den Marktplatz von Pu'er schicken, von wo aus sie später die Handelsreise in die unterschiedlichen Provinzen antreten können. Als letzte Einsatzmöglichkeit können außerdem Spieler, die knapp bei Kasse sind, eine Figur in die Bank schicken und somit frisches Geld erhalten, müssen dann aber sämtliche andere Händler-Figuren (aus dem Vorat und von den Gebäuden!) auf den Markt setzen.

Bild des Spielmaterials (Bildrechte beim Verlag)


Auf die Bietphase folgt die Reisephase, in der die Spieler nun ihre Händler vom Marktplatz aus in die Ferne entsenden bzw. mit schon reisenden Händlern die Reise fortsetzen können. Wie weit die Reise dabei gehen kann, hängt gleich von mehreren Faktoren ab. Für jeden Passierschein, den man zuvor auf der seperaten Passierschein-Leiste markiert hat (Anfangswert = 2) darf man in jeder Runde einen Händler über eine Grenze bewegen (also quasi "Passierscheine = Bewegungspunkte"). Die Qualität der eigenen Pferde hingegen gibt die maximale Reichweite der eigenen Händler vor. Hierzu hat jeder Spieler eine Pferde-Figur, die anfangs in Yunnan (der ersten Provinz nach Pu'er) platziert wird und die mit dem entsprechenden Vorteil vorangesetzt werden kann. Schlußendlich lassen sich mithilfe von Brücken (Vorteil "Bauwerk errichten") noch dauerhafte Abkürzungen zwischen einzelnen Provinzen einrichten. Unter Berücksichtigung dieser Rahmenfaktoren können die Spieler nun also ihre Figuren bewegen, und müssen dabei wiederum gleich mehrere Dinge beachten. Zum einen ist es wichtig, am Ende der eigenen Reisephase eine geschlossene Verbindung nach Pu'er sicherzustellen, wobei permanente Handelsposten (Vorteil "Bauwerk errichten") behilflich sein können. Außerdem gilt es auch die Aktionen der Mitspieler abzuwägen, deren Reisephase noch nach der eigenen abgehandelt wird, da Händler an ihrem Zielort jeweils eine Händler-Figur eines Mitspielers mit weniger Einfluss um eine Provinz nach hinten verdrängen können. Zusätzlich droht dann noch Gefahr durch den Provinzkommisar, der am Ende der Reisephase einen Händler aus der Provinz, in der der höchste Ertrag erzielt werden würde, noch vor Gewinnausschüttung nach Pu'er zurückschickt. Welchen Spieler es dabei jeweils trifft, hängt vom Einfluss der Spieler ab... Und von der Spielerreihenfolge... Und davon, ob ein Spieler eventuell ein Teehaus in der betrefflichen Provinz errichtet hat... Und, und, und...

Uff, jetzt habe ich schon wieder weit mehr geschrieben, als ich eigentlich wollte, und habe immer noch nicht alles erwähnt. Etwa wie das mit der Spielerreihenfolge genau abläuft... oder die Gastgeschenke... oder die Transportkosten isolierter Händler...  Die Expertenregel, bei der man "überzahlen" kann... Herrje. Trotzdem sind die Regeln von Yunnan eigentlich gar nicht allzu umfangreich. Die Komplexität ergibt sich vielmehr aus der vielschichtigen Verschachtelung der einzelnen Elemente. Dabei fehlt dem Spiel jegliche Glückskomponente. Alle Spielinformationen sind jederzeit offen einsehbar, Unwägbarkeiten und glückliche Zufälle gibt es nicht. Yunnan ist damit, wie man es vom Argentum-Verlag ja durchaus gewohnt ist, ein Spiel für "Hardcore-Planer", die sich auch nicht durch eine gehörige Portion "Hin- und Her-Rechnerei" abschrecken lassen. Übergeordnete Aufgabe ist dabei, die unterschiedlichen Stellschrauben richtig zu drehen und dann im richtigen Moment von Geld- auf Siegpunkt-Generierung umzusteigen.

Ich selber konnte Yunnan - wie im "Disclaimer" oben schon erwähnt - bereits in einer fast finalen Version ausprobieren. Natürlich konnte ich das Spiel bei dieser Gelegenheit noch nicht in allen Facetten erfassen und austesten. Das, was ich bislang gesehen habe, hat mich aber neugierig auf mehr gemacht. Ein Punkt, bei dem ich noch ziemlich skeptisch bin, ist die enthaltene Zwei-Spieler-Variante. In dieser steuert jeder Spieler nämlich gleich zwei Farben, und sowas hat mir bislang einfach in anderen Spielen noch nie so wirklich gefallen... Ansonsten bin ich aber wie gesagt durchaus angetan von Yunnan, auch wenn es wahrlich kein Spiel für jeden Geschmack sein wird.

4 Kommentare:

  1. Das Spiel steht auf meiner Watch-List für Essen 2013 - es ist einen genaueren Blick (und evtl. ein Testspiel, wenn den ein Tisch am Samstag frei sein sollte) wert. Danke!

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  2. Steht auch auf meiner Watch-&-Test-List ;-)

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  3. gibts denn hier was neues? nicht dasich eine vid-rezi fordere ;) nur ein kleines statement, wie sich der eindruck geändert/gefestigt hat

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  4. Hallo!

    Ich kann zu Yunnan leider derzeit nichts weiteres berichten, weil ich das Spiel nicht selber habe und es daher nicht weiter ausprobieren konnte.

    Steht auf meinem Weihnachtswunschzettel ^^

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